
Dieser Post ist meinem Hauptprojekt des 4. Semesters meines Studiums gewidmet. Ich habe mich in dem Kurs Creative Identity mit einem sehr persönlichen Thema beschäftigt.

(PARALLELREALITIES, APATHETIC DAYDREAMS) handelt von meiner eigenen Realitätsflucht oder auch Eskapismus. Zu oft flüchte ich mich vor dem Alltag, oft auch unterbewusst in eine Art Parallelwelt, in der ich tagträume und mir ein anderes Leben vorstelle. Wer wäre ich, wenn ich nicht ich wäre? Wenn die gegebenen Umstände anders wären? Mit dieser Tagträumerei geht ein beklemmendes fast apathisches Gefühl einher, alles überlagert sich, mir fällt es schwer noch eine Grenze zwischen dem Realen und dem Erträumte zu ziehen.
Genau diese Thematik der Überlagerung und des Ineinanderfließens von Träumen, Erinnerungen und Parallelrealität spiegelt sich in der Materialität und Haptik wider. Das Wollmuster fließt ineinander, während verschiedene Lagen sich übereinander anordnen und der Tüll sich schleierartig über die Realität legt. Die Farbigkeit entspannt aus inspirienden Bildern von Sonnenauf-/untergängen, dem Meer und Schneelandschaften. Abschließend soll der Betrachter ein wehmütiges, ja fast schon melancholisches Gefühl überkommen.
Photo Credits: Jens Zander @ Neo.Fashion (@augenblickfesthalter, @neofashion.de), Models: Uma Sostmann, Jenny Sieber
Gerade zu Beginn des Semesters stellte die Pandemiesituation mit dem einhergehenden Lockdown eine große Herausforderung dar. Die Uni schloss, aller Unterricht fand online statt, es schien sogar unklar, wie wir Materialien und Stoffe besorgen sollten. Aus dieser Unsicherheit heraus entschied ich schnell, dass ich gerne meine eigenen Materialien herstellen wollte, um unabhängig zu sein. Also begann ich zu weben – noch unwissend, dass dies meinen ganzen Alltag einnehmen sollte. Mit Brettern aus dem Baumarkt baute ich mir selbst einen 0,8 x 0,9m großen Webrahmen und da saß ich nun, tagein, tagaus. Schlussendlich habe ich (Probeteile eingeschlossen) ca 80-90h an dem ersten Outfit gewebt. Für das zweite Outfit, welches kommerzieller sein sollte, habe ich einen Print inspiriert von den gewebten Flächen entworfen. Dieser wurde auf ein wasserfestes Material gedruckt. Für das Top habe ich noch überschüssige Seide aus dem ersten Semester verwendet, diese mit Avocado von Hand gefärbt und mit einem Transferdruck versehen.
Insgesamt habe ich dieses Semester beinahe unabsichtlich sehr nachhaltig gearbeitet – beim Weben hatte ich wenig Verschnitt, der Druck war wassersparend und passgenau. Ich habe mit natürlichen und überschüssigen Materialien gearbeitet.
Um das ganze Projekt noch abzurunden, hat mich Alicia Nilsson vom hOurs Magazine über die Kollektion interviewt. Hier könnt ihr das nochmal genau nachlesen – allerdings auf Englisch.